Wissenswertes über das Brutei

Ich möchte Euch hier nun etwas über das Wunder “Ei” näherbringen. Ich habe es bewusst ein “Wunder” benannt, es es sich hierbei wirklich um ein “Wunder der Natur” handelt, wenn aus einem gewöhnlichen Ei nach ca. 23-26 Tagen ein voll entwickeltes Küken schlüpft.

Unsere Rotschulterenten sind wirklich absolut zuverlässige, eifrige und ausdauernde “Brüter”. Bereits im 2. Lebensjahr werden sie Geschlechtsreif und legen die ersten Eier. Die Ente bringt während der Brutphase wirklich nichts, aber auch gar nichts aus der Ruhe. Natürlich immer unter der Voraussetzung, es werden genug Brutmöglichkeiten (Nistkästen, Nistkörbe, Baumhölen, usw.) in unserer Voliere angeboten. Werden diese auch noch von uns reichlich mit Heu ausgepolstert, werden diese zu nahezu 100% von den Enten angenommen.

Man sollte sich aber auch schon im Vorfeld Gedanken darüber machen, das unter Umständen, pro Ente maximal bis ca. 12 Küken das Licht der Welt erblicken könnten. Ich bitte dies beim späteren Platzbedarf (Volierengröße usw.) der Tiere zu beachten. Keinesfalls sollte man sich – nachdem die Küken geschlüpft sind – die Frage stellen: Wohin nun mit den ganzen Tieren? Sicherlich ist das Verkaufen ein guter und auch richtiger Weg, keinesfalls aber sollte man die Tiere irgendwo in der Natur aussetzen. Diese Tiere sind zu 100% dem Tode geweiht !!!
Und noch ein extrem wichtiger Punkt ist zu beachten:
Die Enten sollten sowohl während der Eiablagezeit keinesfalls gefangen oder gescheucht werden. Die Schale des Ei’s im Bauchraum des Tieres ist noch weich, die Schale würde im Bauch der Ente zerbrechen oder knicken, die Ente wird daran qualvoll und unweigerlich zugrunde gehen, da sie das zerbrochene Ei nicht ausscheiden kann. Ich habe diesen Fehler einmal gemacht, es ist mir eine Lehre, meine zweite Ente ist daran verstorben. Also: Finger weg von Eierlegenden Enten!

Die Entwicklung des Küken beginnt schon lange, bevor das Ei überhaupt von der Ente gelegt wird. Damit überhaupt ein Küken entstehen kann, muß das Ei im Körper der Ente befruchtet werden. Man nennt dies “innere Befruchtung”. Unter Befruchtung versteht man die Vereinigung von Eizelle – also vom Eigelb – und dem Spermium des Erpels. Klappt die Befruchtung, wird eine einzige, neue Zelle gebildet. Aus dieser neuen Zelle entwickelt sich nun ein Küken.

Das befruchtete Ei bleibt nun noch ca. 24 Stunden im Körper der Ente bei ca. 41°C. Während dieser 24 Stunden entwickelt sich das Ei weiter. Ca. 3 Stunden nach der Befruchtung teilt sich die Eizelle in zwei Zellen. Von nun an teilen sich die Zellen immer weiter. Dies dauert so lange, bis sich viele Zellen zu einem gemeinsamen, weißlichen Punkt vereinigen, dem sogenannten Keimfleck. Das Eigelb wandert nun im Eileiter der Ente langsam weiter, dabei wird das Eiklar und die Eihaut gebildet und an die Schale angelagert.
“Fällt” nun das Ei aus dem Entenkörper (Ei wird gelegt), kühlt es sofort auf die momentane Außenlufttemperatur ab. Nun wird die Entwicklung unterbrochen. Der Temperatursturz führt aber nicht zum Tode des Embryos, die Entwicklung wird nur unterbrochen. Kritisch sind jedoch Temperaturen um den Gefrierpunkt. Diese Unterbrechung dauert nun so lange, bis die Ente mit dem Brüten beginnt, oder die Eier im Brutapparat ausgebrütet werden. Dies kann unter Umständen bis zu 12 Tage dauern. Es hängt auch davon ab, wieviele Eier die Ente insgesamt legt. Normalerweise legt die Ente am Tag ein Ei, und zwar meistens in den frühen Morgenstunden.

Während der Bebrütung entwickelt sich nun das Kücken im Ei:
1. – 12. Bruttag:
Schon nach wenigen Stunden vergrössert sich der Keimfleck im Ei. Das, was ab jetzt erkennbar ist sind Gehirn, das Nervensystem, die Augen und der Kopf.
Am 2. Bruttag entwickelt sich bereits das Herz und beginnt sofort zu schlagen. Ab dem 3. Tag entwickeln sich bereits der Schnabel mit der Nase, die Beine und die Flügel. Am 4. Bruttag sind nun schon alle Organe gebildet. Das Herz schlägt nun außerhalb des Körpers, durch eine Falte getrennt. Am 6. Tag entwickelt sich aus der Falte der Darmansatz, das Herz wandert somit nun in den Entenkörper. Ab jetzt steht auch schon fest, ob eine Ente oder ein Erpel schlüpfen wird. Bis zum 12. Bruttag werden nun die Gliedmaßen weiter ausgebildet. Ab diesem Tag sieht nun der Embryo nun schon aus wie eine Ente.
13. – 21. Bruttag:
 Auffallend sind zwei dominierende schwarze Flecken, die Augen. Auch bis zum 14. Tag sind es noch immer die Augen, die besonders groß herausstechen. Der Körper hat nun aber langsam aufgeholt und wächst schneller als der Kopf. Deutlich zu erkennen sind zudem sämtliche Gliedmassen und auch die Federn auf dem Rücken sind als schwarze Kiele recht gut zu definieren. Im Alter von zwei Wochen ist der Schnabel noch sehr weich, das Küken dreht sich aber dennoch bereits in Richtung der Luftblase. Mit dem 16. Tag beginnt nun auch der Schnabel auszuhärten, mit dem das Küken ab dem 17. Tag die Eimembran durchstößt. Ab jetzt befindet sich der Kopf außerhalb der übrigen Eimasse und das Küken atmet über die Lunge. Es kann nun die Laute der Ente wahrnehmen und sich einprägen. Die Kommunikation mit der Mutter und den anderen Brutgeschwistern erfolgt ab dem 19. Bruttag. Aus den Eiern dringt nun ein leises, aber eifriges Piepsen. Die Kommunikation ist vor allem in der Natur sehr vorteilhaft, da der Schlupfzeitpunkt optimiert werden kann. Am 20. oder 21. Tag wird auch der Dotter vom Küken durch den Nabel eingezogen. Der Nabel verschließt sich daraufhin und der Dottersack versorgt nun das Küken auch nach dem Schlupf mit genügend Nährstoffen.

22. Bruttag bis zum Schlupf:

Die meisten der bebrüteten Eier sind nun angepickt. Dieses “anpieken” rührt allerdings nicht daher, dass die Küken die Eischale wirklich anpicken, hierzu wäre auch viel zu wenig Platz im Ei, sondern von der Bewegung des Küken im Ei. Bis kurz vor dem Schlupf ruht der Kopf des Küken auf der Brust. Ist es Zeit zum schlüpfen, hebt das Küken den Kopf und drückt mit dem Eizahn, der auf dem Schnabel sitzt, ein Loch durch Eihaut und Eischale. Nun beginnt es, sich um die eigene Achse zu drehen und sich an den Wänden des Eis abzudrücken. Mit der Zeit wird so die gesamte Schale durchbrochen, bis das Küken letztendlich den Nacken hebt und den Deckel abstoßen kann, um endgültig aus dem Ei zu gelangen. Nun ist es da, ein neues Lebewesen auf unserer Erde.
Es gibt leider auch Situationen, bei denen das Küken nicht aus der Eischale kommt und steckenbleibt. Die Entenmutter wird daran nichts ändern. Das Küken verstirbt noch im Ei:

Gut zu erkennen: Ein Rotschulterweibchen mit heranwachsendem Ei im Bauchraum

Größen- und Farbunterschied: Hühnerei (normale Größe L) links, Rotschulterei rechts. Rotschulterenteneier wiegen max. ca. 40 Gramm.

Blick in das verlassene Nest meiner Ente “Suse”. Aus 7 Eiern sind 7 Küken geschlüpft. Einige Eischalen wurden von Ihr gefressen, der Rest liegt noch im verlassenen Nest. Der Nistkasten wird nun von mir ausgeräumt, desinfiziert und neu eingestreut. So ist dieser bereit für die nächste Brut.

Die Grafik zeigt die Entwicklung des Küken im Ei der Rotschulterenten in 2-Tagesschritten. Ab Bruttag 24 in 1-Tagesschritten.

Totes Küken, welches es nicht ganz aus der Eischale geschafft hat. Die Gründe dafür können vielschichtig sein. Man vermutet, das die Luftfeuchte zu hoch ist, wodurch zu wenig des Eiinhaltes verdunstet ist. Die Eihaut wird dadurch “ledrig”, das Küken kommt dadurch nicht oder nur teilweise aus dem Ei.